„Ich war schon als Kind komplett fasziniert von Ostasien und wollte immer eine Fremdsprache aus dem Bereich lernen. Ich habe dann in einer Bücherei japanische Bücher gefunden und angefangen, mir in meiner Freizeit die Sprache beizubringen. Das ist jetzt schon 15 Jahre her“, erzählt Filiz Wetterau. Die 30-Jährige studiert Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation an der FH Kiel.
Die Studentin wollte ursprünglich Japanologie in Hamburg studieren. „Doch der Wegzug nach Hamburg und auch meine Eltern, die nicht ganz so begeistert von der Idee waren, haben mich davon abgehalten“, sagt sie. Also blieb Wetterau in Kiel und begann zunächst eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte beim Kirchenkreis Altholstein. Nach der Ausbildung merkte sie, dass ihr Wunsch nach einem Studium noch präsent war. Sie entschied sich für ein Studium an der Fachhochschule Kiel. „Auch wegen der Berufschancen mit einem Abschluss in Japanologie habe ich mich für die Fachhochschule damals entschieden. Ich wusste von Anfang an, dass ich den Fokus auf Internationales legen und auch ein Auslandssemester machen wollte“, beschreibt die Studentin die damalige Situation.
Und so ging Wetterau im fünften Semester ihres Studiums ins Ausland. Durch ihre Leidenschaft sollte natürlich Japan das Ziel sein, doch zum damaligen Zeitpunkt hatte die FH Kiel dort noch keine Partnerhochschule. So entschied sich die Studentin als sogenannte ‚Freemoverin‘ eigenständig ihren Auslandsaufenthalt zu organisieren. „Das war wirklich viel Organisation. Ich habe schon ein Jahr vorher mit der Planung begonnen und mir eine passende Uni rausgesucht. Außerdem habe ich mich vorher auf ein Stipendium beworben, damit ich das Ganze finanzieren kann“, erzählt Wetterau. Sie erhielt das Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und konnte so ihren Aufenthalt finanzieren. „Ich musste dennoch eine Menge Geld vorstrecken. Für solch einen Auslandsaufenthalt braucht man schon einige finanzielle Rücklagen“, betont die Studentin, die während ihres gesamten Studiums noch in ihrem Job als Verwaltungsfachangestellte in Teilzeit arbeitete und Geld zurücklegte.
Wetterau entschied sich für die Hosei University in Tokio. Dort angekommen wurden die Austauschstudierenden von Buddys in den Unialltag und die japanische Kultur eingeführt. Gewohnt hat Wetterau im Studentenwohnheim. „In Japan ist es schwierig als Person aus dem Ausland eine eigene Wohnung zu finden, die bezahlbar ist“, sagt die Studentin. Da ihr Aufenthalt selbst organisiert war, musste sie vorab in Form eines Learning Agreements mit der FH Kiel abklären, welche Kurse angerechnet werden können. So wurden ihr insgesamt 15 Credits angerechnet, die andere Hälfte der Credits musste sie nach dem Aufenthalt in Kiel nachholen.
Die Großstadt und die Kultur faszinierten die Studentin wie erhofft. Sprachlich kam sie sehr gut zurecht, da ihr Japanisch nach den vielen Jahren Selbststudium auf dem zweithöchsten Sprachniveau ist. Die prägendsten Erlebnisse machte Wetterau mit einer Gruppe aus Austauschstudierenden auf dem Land in Japan. „Wir waren dort einmal in einer Karaokebar. Aber das war keine Bar, es war einfach eine Wohnung einer älteren Frau, die in ihrem Wohnzimmer Getränke verkaufte“, erinnert sich Wetterau und lacht. „Also haben wir dann dort mit ein paar älteren Einheimischen Schlager auf Japanisch gesungen.“ Die Menschen auf dem Land empfand sie als offener und herzlicher als in der Stadt. Doch insgesamt zieht sie ein positives Fazit. „Ich kann einen Auslandsaufenthalt in dieser Form wirklich empfehlen. Es hat mir so viel gebracht, dass ich mir die Stadt, meine Traum Uni und meine Kurse aussuchen konnte“, sagt Wetterau.
Demnächst will die Studentin ihre Bachelorarbeit anmelden, die sie im Bereich interkulturelle Kommunikationsarbeit für Bildungseinrichtungen schreiben will. Wie es danach für sie weitergeht, bleibt noch offen.


