Michel Siegert lächelt in die Kamera.© J. Reimers
Als Full-Stack-Developer arbeitet Michel Siegert sowohl am Frontend, also der sichtbaren Benutzeroberfläche, als auch am Backend, wo Server, Datenbanken und Prozesse im Hintergrund laufen.

Vom Bademeister in die Informatik

von Johna Marie Reimers

Meist trifft man Michel Siegert in den Räumen der Fachschaft Informatik und Elektrotechnik an. Dort schreibt der 28-jährige Code, entwickelt Programme und arbeitet an neuen Ideen – entweder für sein Masterstudium oder für seine Kund*innen. Denn vor zwei Monaten hat sich der Informatiker selbstständig gemacht. 

Neuerfindung als Informatiker

Nach seinem Realschulabschluss entschied sich Michel Siegert zunächst für eine Ausbildung zum Bademeister – schließlich verbrachte er als Wettkampfschwimmer ohnehin einen Großteil seiner Freizeit im Wasser. Doch schnell merkte er, dass die Leidenschaft unter der Ausbildung litt: „Ich habe das Hobby zum Beruf macht, und irgendwann den Spaß an der Arbeit verloren“, erzählt er rückblickend.

Also orientierte sich Siegert neu. „Ich wollte etwas machen, in dem ich wirklich gut war – und das war Mathe“, erinnert er sich. So begann er eine zweite Ausbildung zum Fachinformatiker. „Die Ausbildung war zur Hälfte wirtschaftlich und zur Hälfte technisch geprägt, und da habe ich gemerkt: Die Informatik ist mein Ding“, erklärt der junge Freelancer.

Studium an der FH Kiel

Nach seiner Ausbildung zog es den gebürtigen Neumünsteraner an die Fachhochschule Kiel. Dort absolvierte er zunächst den Bachelor in Informatik und studiert mittlerweile im Master Computer Science mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz. Parallel sammelte Siegert praktische Erfahrung in verschiedenen Projekten und Unternehmen. „Informatik ist ein Handwerk – man lernt es nur, indem man es wirklich anwendet“, ist seine Einschätzung.

Während des Studiums unterstützte er einen Professor im Modul Programmieren 1 für Medieningenieur*innen: Er leitete Labore, hielt Vorträge und stand Studierenden bei Fragen Rede und Antwort. „Ich habe mir ihre Aufgaben angeschaut und ihnen geholfen, wenn sie nicht weiterkamen“, beschreibt Siegert diese Zeit. Heute arbeitet er neben seinem Studium in Teilzeit für eine Hamburger Consulting-Firma. „Ich bin dort der einzige Programmierer und entwickle meist kleinere Programme“, erzählt er.

Full-Stack-Developer

Doch Studium und Teilzeitjob reichten Michel Siegert nicht – vor zwei Monaten wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Als Full-Stack-Developer bietet er verschiedene IT-Dienstleistungen an: Für kleinere Unternehmen gestaltet und optimiert er Websites, für größere Firmen arbeitet er vor allem im Backend – also dort, wo die technischen Prozesse laufen. Neben klassischen Wegen wie Networking-Events oder Online-Plattformen hat sich Siegert für die Akquise von Kundinnen und Kunden etwas Besonderes überlegt: „Ich habe mir ein Tool gebaut, das Webseiten von Unternehmen in Kiel scannt und prüft, ob sie gewisse Kriterien erfüllen“, erklärt er. Werden dabei Defizite entdeckt, kontaktiert das Tool die jeweiligen Unternehmen automatisch – inklusive eines Angebots für seine Dienstleistungen, wie dem Beseitigen der Defizite.

Kreativität wird belohnt

Für Michel Siegert gab es einen klaren Grund, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen: „Mir ist wichtig, dass ich Abwechslung habe und nicht nur programmiere“, erklärt er. Neben der Entwicklung von Software und der Akquise kümmert er sich auch um das Projektmanagement. Besonders schätzt er, dass in seinem Beruf auch Kreativität gefragt ist: „Das Schöne am Programmieren ist, dass Kreativität belohnt wird – wenn man Möglichkeiten findet, Probleme zu lösen und das Ergebnis am Ende überzeugt.“

Siegert sitz an einem Laptop.©J. Reimers
Der Masterstudet ist auch in der Fachschaft Informatik und Elektrotechnik aktiv.

Vom Schreibtisch zum Bouldergriff

Auch außerhalb seiner Projekte ist Michel Siegert Vielfalt wichtig. Sein Tag beginnt meist früh: „Um sieben Uhr fange ich an zu arbeiten. Nach der Mittagspause fahre ich dann meistens zur FH Kiel“, erzählt er. Da er kein eigenes Büro hat, nutzt er gerne den Raum der Fachschaft Informatik und Elektrotechnik als Arbeitsplatz. Nachdem er seine Aufgaben für die Consulting-Firma und das Studium erledigt hat, widmet er sich seiner selbstständigen Tätigkeit.

Gegen 17 Uhr macht er meist Feierabend. „Ich glaube nicht, dass man den ganzen Tag nur arbeiten sollte“, erklärt Michel Siegert. Er mag es, wenn viel zu tun ist: „Ich finde das immer schön, wenn ich so meinen Tag ordentlich durchgetaktet habe“, sagt er und ergänzt: „Ich verbringe viel Zeit mit meinen Freunden“. Gemeinsam gehen sie Bouldern oder treffen sich online. „Diesen Freitag habe ich einen Filmabend organisiert“ erzählt Siegert freudig.

„Der richtige Zeitpunkt ist jetzt“
Auf die Frage, ob er anderen Studierenden, die sich selbständig machen möchten, einen Tipp geben kann, antwortet er: „Mach’ nicht alles alleine, sondern hol’ Dir Rat . Ich habe mir vom StartUp Office helfen lassen.“ Dann schiebt der Gründer noch einen Tipp nach, der ihm noch wichtiger erscheint: „Der richtige Zeitpunkt, um in die Selbständigkeit zu starten ist immer jetzt. Wenn du anfangen willst, mach es – aber verschieb es nicht auf später."


Gründungsinteressierte Studierende können sich für eine unverbindliche Beratung an an das StartUp Office der FH Kiel wenden. Auf seiner Website informiert das StartUp Office über seine Angebote.

 

 

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