Seit rund 20 Jahren begleitet der koreanische Kampfsport Taekwondo den Lebensweg von Ken-Levan Jordt. Für den 25-jährigen Masterstudenten der Medienkonzeption an der FH Kiel ist der Sport mehr als ein Hobby – sein bislang größtes sportliches Highlight: Die Teilnahme an den Rhine-Ruhr 2025 FISU (Fédération Internationale du Sport Universitaire) World University Games.
Überraschende Nominierung
Nach einigen nationalen Erfolgen und Teilnahmen an Hochschulmeisterschaften kam im Mai 2025 die unerwartete Nachricht: Eine Nominierung für die FISU World University Games – quasi die Olympischen Spiele für Studierende. „Das war erst einmal total überraschend, aber natürlich auch eine große Ehre“, erklärt Ken-Levan Jordt. Gemeinsam mit zwei weiteren Studierenden trat er im Team in seiner Disziplin „Poomsae“ (Formenlauf im Taekwondo) an. „Olympisch ist unsere Disziplin nicht, deswegen sind die FISU World University Games für uns das absolute Maximum“, so Jordt.
Die Vorbereitung auf die Wettkämpfe war kurz und von Herausforderungen geprägt. „Ich hatte gar nicht mit einer Nominierung gerechnet. Wir konnten nur wenig gemeinsam trainieren, da meine Teamkollegen aus Berlin und München kommen“, erklärt er. So erfolgte das Training überwiegend digital und in individueller Vorbereitung. Ein Vorteil war, dass sich Ken-Levan Jordt und seine Mitstreiter bereits von deutschlandweiten Wettkämpfen kannten.

Wettkämpfe auf Spitzenniveau
Die FISU Games, ein sportliches Megaevent für studentische Athlet*innen aus aller Welt, fanden vom 16. bis 27. Juli in 23 Wettkampfstätten in sechs Städten statt. Dank eigener Akkreditierung, Shuttleservice und internationalem Flair fühlte sich vieles wie bei den „echten” Olympischen Spielen an. Eines der vielen Highlights für Ken-Levan Jordt war die Eröffnungsfeier. „Als Team Deutschland sind wir vor 20.000 Leuten und vor Fernsehkameras ins Stadion eingelaufen – das war eindrucksvoll und es war ein tolles Gefühl, als alle gejubelt haben.“ Diese spezielle „Heimspielatmosphäre“ war etwas Besonderes und auch die Professionalität der Organisator*innen hebt Jordt hervor: „Es war top organisiert – vom Essen und Unterkunft bis hin zu Sportpsycholog*innen oder Physiotherapeut*innen. Der Sport verbindet: „Ob beim Judo, Fechten oder in der Athletenlounge – alle waren auf einer Wellenlänge, weil alle im gleichen Lebensabschnitt stecken: Studium und Leistungssport.“

Ein Platz im Finale und Lust auf mehr
„Ich war schon sehr nervös vor den Wettkämpfen“, erklärt Ken-Levan Jordt. Die teilnehmenden Teams bekamen für ihre Choreografien Punkte von der Fachjury. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit konnte das Team um Jordt im Finale der besten acht Teams bestehen. „Wir waren das einzige europäische Team unter den besten Acht und haben Platz sieben erreicht. Da haben wir das Beste draus gemacht!“ Auch das deutsche Frauenteam konnte glänzen: Es holte Bronze und sicherte damit eine weitere Medaille für das deutsche Aufgebot. Besonders war auch, dass Teile der Wettkämpfe im Fernsehen übertragen wurden. So wurde auch die Finalrunde professionell gefilmt – mit Zeitlupen, Bauchbinden und Livestream. „Da sieht man sich plötzlich selbst in der Sportschau, das ist schon ein bisschen surreal“, beschreibt Jordt.
Mit Blick auf die Zukunft will Jordt seine sportliche Erfahrung auch abseits der Matte weitergeben, beispielsweise als ehrenamtlicher Landestrainer des schleswig-holsteinischen Landeskaders. „Gerade bei solchen Events wird einem bewusst, wie viel Einfluss man auf andere haben kann – das nehme ich auf jeden Fall mit.“ In diesem Jahr stehen jedoch erst einmal noch die europäischen Hochschulmeisterschaften und die deutschen Meisterschaften an. Für die kommenden Wettkämpfe hat er klare Ziele: weiterhin gute Leistungen bringen, Deutschland vertreten und vielleicht eines Tages bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft auf der Matte stehen.
Was ist eigentlich Taekwondo?
Taekwondo ist eine koreanische Kampfkunst, deren Name sich aus den Silben „Tae“ (Fuß), „Kwon“ (Faust) und „Do“ (Weg) zusammensetzt – sinngemäß also „Der Weg von Fuß und Faust“. Im Taekwondo stehen Schnelligkeit, Präzision und Disziplin im Mittelpunkt. Die Sportart gliedert sich in zwei Hauptdisziplinen: den Formenlauf (Poomsae) und den Wettkampf (Kyorugi). Beim Formenlauf geht es um das präzise Ausführen festgelegter Bewegungsabfolgen. Der Wettkampf hingegen ist ein freier Zweikampf, bei dem Punkte durch gezielte Treffer mit Fuß oder Faust erzielt werden. Nur die Disziplin Kyorugi ist seit dem Jahr 2000 eine olympische Disziplin.


