ein leistungselektronisches Bauteil in deiner behandshuten Hand  © B. Ritz

Schleswig-Holstein plant 15-Millionen-Investition für neues Forschungszentrum zur Energiewende

von Dörte de Graaf/Frauke Schäfer

Schleswig-Holstein setzt bei der Energiewendeforschung weiter auf Ausbau und Profilierung: Mit dem Haushaltsbeschluss des Landtags vom 10. Dezember 2025 ist die Finanzierung für das geplante „Leistungselektronische Anwendungszentrum Schleswig-Holstein“ (LEA.SH) am Campus der HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) Kiel gesichert. Bis zu 15,28 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in den Aufbau des Gebäudes fließen. Es ist geplant, hierfür 13,28 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Bereich der kritischen Technologien im Sinne der EU-Initiative „Strategische Technologien für Europa“ (STEP) sowie 2 Millionen Euro Landesmittel einzusetzen. 

Wissenschaftsministerin Dr. Dorit Stenke betont: „Mit LEA.SH investieren wir gezielt in eine Schlüsseltechnologie der Energiewende und stärken gleichzeitig die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Schleswig-Holsteins. Das Zentrum verbindet Spitzenforschung, wirtschaftliche Anwendung und überregionale Wirkung – genau das, was unser Land als Energiewende-Standort voranbringt.“

Durch den Haushaltsbeschluss schafft das Land die Grundlage für den finalen Zuwendungsbescheid. Für das Vorhaben stehen am Campus der HAW Kiel bereits ein Grundstück sowie eine genehmigte Bauvoranfrage der Stadt bereit. Die FuE-Zentrum FH Kiel GmbH als Bauherrin und Betreiberin wird mit diesem Zentrum die Forschung, Entwicklung und industrielle Anwendung im Bereich Leistungselektronik enger verzahnen.

Bei der Leistungselektronik geht es darum, elektrische Energie effizient umzuwandeln und zu steuern. Halbleiter wie Transistoren und Dioden werden dafür permanent ein- und ausgeschaltet, um Spannungen, Ströme und Frequenzen anzupassen. Die Technologie findet sich in fast allen modernen Anwendungen, von Ladegeräten über Elektroautos und Windkraftanlagen bis zu Netzteilen. Dieser Technologie kommt eine zentrale Rolle bei erneuerbaren Energien, Netzstabilität, Energiespeichern und Elektromobilität zu. Schleswig-Holstein verspricht sich davon spürbare Impulse für Innovationen und wirtschaftliche Wertschöpfung. Die Nähe zu bestehenden Forschungsstrukturen und Industriepartnern am Wissenschaftsstandort gilt als großer Vorteil. „Die Energiewende ist das zentrale Projekt Schleswig-Holsteins und Europas. Leistungselektronik ermöglicht die effiziente Nutzung, Steuerung und Speicherung erneuerbarer Energien. Diese Technologie ist Grundvoraussetzung zur Erreichung unserer ehrgeizigen Ziele, insbesondere in Bezug auf Netzstabilität, die Nutzung von Elektromobilität und von Wasserstoff.

Mit LEA.SH setzen wir einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg, das erste klimaneutrale Industrieland in der Bundesrepublik zu werden“, ordnet Energiewendeminister Tobias Goldschmidt ein.

Technologieminister Claus Ruhe Madsen betont: „Wir schaffen mit LEA.SH auch für unsere Unternehmen im echten Norden weitere infrastrukturellen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Technologie- und Wissenstransfer sowie für anwendungsnahe Innovationen in einem zentralen Anwendungsmarkt der Energiewende.“

HAW-Kiel-Präsident Prof. Dr. Björn Christensen erklärt: „Investitionen in die Forschungsinfrastruktur stärken die Innovationskraft der Hochschulen und damit des gesamten Landes. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei dem Land für diese weitsichtige Entscheidung bedanken.“

Geschäftsführer der FuE-Zentrum FH Kiel GmbH, Tim Kraemer ergänzt: „Stadt, Land und Wissenschaft haben in der Projektierungsphase an einem Strang gezogen. Das Ergebnis wird ein wunderbarer Ort für Technologietransfer aus der Wissenschaft in die regionale und überregionale Wirtschaft und somit Verstetigung des Reallabors Energiewende – SH sein.“

Im neuen Zentrum für Leistungselektronik findet unter anderem das Labor für Aufbau- und Verbindungstechnik von Prof. Dr. Aylin Behrendt-Bicakci Platz: „Unsere enge Vernetzung mit der Industrie und anderen Forschungseinrichtungen hat gezeigt, dass wir die Herausforderungen der Elektrifizierung unserer Gesellschaft nur mit hoch spezialisierten, modernen Forschungslaboren bewältigen können.“

Mit LEA.SH folgt das Land Schleswig-Holstein seinen strategischen Weichenstellungen der Regionalen Innovationsstrategie Schleswig-Holstein (RIS3.SH) für das Spezialisierungsfeld „Energiewende & grüne Mobilität“. Zudem knüpft das Land an seine Strategie im Bereich Energiewendeforschung an. Das Landeskompetenzzentrum Energiewendeforschung, das die Energiewendeforschung koordiniert, hat einen seiner Schwerpunkte in der Leistungselektronik und Speichertechnologie. Das Vorhaben passt auch zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats. Dieser hebt in seinem Gutachten zur Entwicklung des Hochschulsystems in Schleswig-Holstein die starke Position des Landes in der Leistungselektronik hervor. Neben der HAW Kiel gibt es unter den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein weitere Akteure auf Spitzenniveau.

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