Das Raceyardfahrzeug auf der Rennstrecke.© FSA - Csilla Ruszthi
Raceyard war 2025 auf drei Formula Student Events: Die FS Austria hat am Red Bull Ring stattgefunden.

Mit dem PhoeniX auf der Rennstrecke

von Johna Marie Reimers

Einen Rennwagen von Grund auf konstruieren und sich auf internationalen Wettbewerben messen – darum geht es bei Raceyard, dem Formula-Student-Team der FH Kiel. Hinter dem Team liegt eine aufregende Saison mit drei Formula Student Events. Dort präsentierten sie ihr Fahrzeug, sammelten wertvolles Feedback und zeigten vor allem, wie stark sie als Team zusammenarbeiten. Nadja Triloff, Head of Marketing, und Lasse Willmann, Chief Developer Chassis, blicken im Gespräch mit der Campusredaktion zurück.

PhoeniX: das neue Fahrzeug

Das Fahrzeug der Saison 2025 war der T-Kiel A 25 X, auch PhoeniX genannt. Der Wagen ist eine komplette Neuentwicklung und wurde über mehr als ein Jahr konzipiert. Aus den Vorgängermodellen übernahm das Team bewährte Elemente und besserte Schwächen aus. Das Besondere: Erstmals verfügt ein Raceyard-Fahrzeug über ein autonomes System – es kann also auch ohne Fahrer*in fahren. Diese Neuerung brachte allerdings Herausforderungen mit sich: mehr Technik, höheres Gewicht und komplexere Abläufe. In Simulationen zeigte sich der PhoeniX bereits sehr stark, auf der Rennstrecke bewährte er sich bislang jedoch nur im Fahrbetrieb mit Fahrer*innen.

Das Raceyardfahrzeug auf der Rennstrecke.©FSA - Felix Lodholz
Der PhoeniX ist das erste Raceyard-Fahrzeug, in dem ein autonomes System verbaut ist.

Von der Werkstatt auf die Strecke

Um den PhoeniX auf Herz und Nieren zu prüfen, war das Team auf verschiedenen Rennstrecken unterwegs – unter anderem in Lübeck, am Estering in Buxtehude und auf dem Flugplatz Hungriger Wolf bei Itzehoe. Solche Fahrten sind essenziell, um die Funktionalität und Belastung des Fahrzeugs unter realen Bedingungen zu testen: „Wir können dadurch ein Grundverständnis für das Auto entwickeln“, erklärt Lasse Willmann, der bei den Fahrten auch selbst am Steuer sitzt. Gefahren wurden verschiedene Streckenlayouts – von schnellen Geraden über enge Kurven bis hin zu Slalomabschnitten.

Vorbereitung in Schwedt

Die Saison startete mit dem VDE E-Race in Schwedt, das als Vorbereitungswettbewerb auf die offiziellen Formula-Student-Events diente. Der Wettbewerb begann mit den statischen Disziplinen – Businessplan, Cost Report und Engineering Design Report. Das Jury-Feedback fiel durchweg positiv aus und weckte große Erwartungen für die anschließenden Fahrdisziplinen.

Doch ein Bremsendefekt machte dem Team einen Strich durch die Rechnung: An den dynamischen Wettbewerben konnte es nicht teilnehmen. Trotzdem blieb die Stimmung im Team gut. Es bewies, wie gut es zusammenarbeitet – auch wenn nicht alles nach Plan läuft. Belohnt wurde das mit einem zweiten Platz in der Gesamtwertung, dank der starken Performance in den statischen Disziplinen.

Starker Auftritt in Assen – Regen in Österreich

Der Auftakt der offiziellen Formula-Student-Events fand am TT Circuit Assen in den Niederlanden statt. „Das war mein erstes Event und eine unglaublich aufregende Erfahrung“, erinnert sich Nadja Triloff. Auch viele andere Teammitglieder waren erstmals dabei.

Wie bei jedem Wettbewerb begann auch in Assen alles mit den Scrutineerings: Jedes Teil des Fahrzeugs wird dabei genau geprüft – erst nach Bestehen darf in den dynamischen Disziplinen gestartet werden. Im Fahren zeigte sich der PhoeniX zunächst sehr stark. Doch im 22 Kilometer langen Ausdauerrennen, der Endurance, folgte der Rückschlag: Das Team wurde disqualifiziert, weil das Fahrzeug auf einem Abschnitt zu viel Leistung abgerufen hatte. Am Ende belegte Raceyard Platz 14 in der Gesamtwertung.

Fahrer Willmann wird auf einem Rollwagen geschoben.©Raceyard - Kai Loidl
Auch wenn nicht alles nach Plan läuft, verliert das Team nicht den Spaß.

Nur wenige Tage später ging es weiter zur FS Austria. Dort spielte das Wetter nicht mit: Am vorletzten Abend zog ein Gewitter mit Starkregen auf, und in kürzester Zeit stand die Hälfte der Zelte unter Wasser. Dank der Unterstützung des Teams aus Deggendorf fanden die Raceyard-Mitglieder dennoch einen trockenen Schlafplatz. Trotz der widrigen Bedingungen erzielte das Team in allen Disziplinen solide Ergebnisse und belegte schließlich Platz 11 in der Gesamtwertung.

Saisonabschluss beim FS Germany

Den Abschluss der Raceyard-Saison 2025 bildete das Event am Hockenheimring. Wie üblich stand auch dort in den ersten Tagen das Scrutineering an. Die meisten Tests bestand das Team gleich im ersten Durchlauf, es gab nur ein Problem: Akku und Ladewagen wurden beanstandet, kleinere Mängel mussten behoben werden. Über Nacht arbeitete das Team nach – und am nächsten Tag war dann auch dieser Test bestanden.

Das Autocross gehört zu den letzten Prüfungen des Wettbewerbs. Auf einer engen, durch Pylonen markierten Strecke muss das Fahrzeug so schnell wie möglich gefahren werden. Doch dann der Schreck: Ein Teil im hinteren Fahrwerk brach. „Auf der Strecke am Hockenheimring gibt es mehrere ziemlich harte Bumps, die wir so nicht eingeschätzt hatten. Deshalb war nicht vorhersehbar, dass so starke Kräfte auf das Fahrwerk wirken“, erklärt Willmann. Für das Team bedeutete das eine Nachtschicht – Ersatzteile mussten gefertigt und ins Fahrzeug eingebaut werden. Mit zwei neuen Fahrwerkteilen und mehr Respekt vor den Bodenwellen startete Raceyard schließlich zur Endurance. In 26:46 Minuten erreichten sie den 19. Platz, in der Gesamtwertung bedeutete das Platz 27.

Das Fahrzeug steht an der Seite der Rennstrecke.©Raceyard - Kai Loidl
Großer Schreck: Beim Autocross brach ein Teil im rechten Fahrwerk, der PhoeniX musste abgestellt werden.

Neben dem eigentlichen Wettbewerb gab es ein besonderes Highlight: das Historic Skidpad. Das Raceyard-Alumni-Team trat mit dem 2006er Fahrzeug Herbie an. Beim Skidpad wird ein Kurs in Form einer Acht zweimal durchfahren – Ziel ist die höchstmögliche Kurvengeschwindigkeit. Mit einer Durchschnittszeit von 5,26 Sekunden erzielte das Team dabei die viertbeste Zeit unter den Verbrennern.

Bereit für nächstes Jahr

Mit der Saison 2025 zeigt sich das Team insgesamt zufrieden. „Auch wenn wir uns auf dem Papier vielleicht ein paar bessere Platzierungen erhofft haben, muss man sagen, dass wir uns mit unseren Mitteln, unserer Teamstärke und unserer Erfahrung sehr gut beweisen konnten“, erklärt Willmann.

„Bei den Events, an denen wir teilnahmen, traten die Elite-Teams der Weltrangliste an. Sich mit ihnen zu messen und die Platzierungen zu erreichen, die wir geschafft haben – darauf kann man sehr stolz sein“, ergänzt Triloff.

Das gesamte Raceyardteam steht auf einer Rennstrecke.©Raceyard - Bence Farkas
Das Team der Saison 2025 bestand aus ca. 40 Mitgliedern.

Für viele Mitglieder war es die erste Saison, und auch der PhoeniX war ein komplett neuer Fahrzeugtyp. „Wir wollen die Erfahrungen, die wir jetzt gesammelt haben, nutzen, um ein noch performanteres Fahrzeug zu entwickeln – und auf der Basis, die wir mit dem PhoeniX gelegt haben, weiter aufbauen“, sagt Triloff und blickt positiv auf die kommende Saison.

Raceyard ist bereit, 2026 wieder Vollgas zu geben. Wer ein Teil des Teams werden möchte, schaut auf der Website vorbei.

© Fachhochschule Kiel