Rund 130 Interessierte aus Landwirtschaft, Beratung, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und dem Finanzsektor zog es am 29. Oktober 2025 nach Osterrönfeld an der Fachbereich Agrarwirtschaft der HAW Kiel. Beim Osterrönfelder Agrarforum 2025 diskutierten sie zentrale Zukunftsfragen der Branche. Unter dem Leitthema „Agrarwirtschaft im Spannungsfeld von Produktivität, Klimaschutz und Digitalisierung“ wurden Chancen, Risiken und Zielkonflikte der aktuellen agrarischen Entwicklung praxisnah beleuchtet.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Martin Braatz, gemeinsam mit der Staatssekretärin Anne Benett-Sturies (MLLEV). Im Mittelpunkt ihrer Reden stand die Frage, wie Landwirtschaft in einer Phase tiefgreifender technischer und politischer Veränderungen wirtschaftlich tragfähig bleiben kann und gleichzeitig den steigenden gesellschaftlichen Erwartungen an Tierwohl, Klimaschutz und Ressourcenschonung gerecht wird.
Künstliche Intelligenz in Tierhaltung und Pflanzenbau
Zwei folgende Veranstaltungen zeigten die Möglichkeiten von neuen digitalen Technologien in der Nutztierhaltung und im Anbau von Pflanzen auf. Prof. Dr. Stefan Krüger und Prof. Dr. Andreas Melfsen erklärten, wie Krankheitsanzeichen bei Tieren durch datenbasierte Überwachungssysteme früher erkannt werden können. Dies bietet die Möglichkeit einer deutlichen Verbesserung des Tierwohls. Prof. Dr. Tammo Peters ging auf die besondere Bedeutung des Grünlandes, insbesondere in Niedermooren, für den Klimaschutz ein. Greifbar wurden diese Effekte durch geeignete Klimabilanzen, die – wie Prof. Dr. Jan-Hendrik Buhk aufzeigte, sich auch finanziell positiv auf Landwirtinnen und Landwirte auswirken können.
Wie die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Holger Schulze zeigten, stehen Verbraucher den neuen Methoden deutlich skeptischer gegenüber als die Landwirte. Eine rege Diskussion mit dem Auditorium drehte sich deshalb um die Frage, wie man den Verbrauchern die Vorteile der neuen Technik für Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz nahebringen kann. Dabei können die von Prof. Dr. Yves Reckleben vorgestellten digitalen Zertifikatlösungen ein wichtiger Baustein sein, um das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Qualität der erzeugten Lebensmittel zu gewinnen.

Praxisnahe Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte
Nach der Mittagspause stellte der Fachbereich aktuelle Projekte vor. Unter dem Motto „7x7“ zeigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule in sieben Kurzvorträgen, wie breit das Forschungsspektrum in der Agrarwirtschaft ist. So verdeutlichte beispielsweise der Vortrag von Franziska Lüth, welche Auswirkungen die Verlegung von Erdkabeln auf die Erträge im Pflanzenbau mit sich bringt. Ilka Bestmann stellte erste Ergebnisse aus dem EIP-Forschungsprojekt „Umzog“ vor, das sich mit der Frage beschäftigt, wie das Moor des Oldenburger Grabens in Zukunft gemeinschaftlich genutzt werden kann. Es soll dem Klimaschutz gerecht werden, aber auch Perspektiven bieten für die Landwirte vor Ort. Wie durch digitale Meßtechnik die Futterqualität und Futterlagerung verbessert werden, ist Ziel des Forschungsprojektes „Digitale Silage“. Hanna Vierth verdeutlichte durch Videoaufnahmen sehr anschaulich, wie ein Einsatz dieser Technik in Praxisversuchen erfolgt.
Milch, Märkte, Pflanzenbau-Strategien
Am Nachmittag zeigte Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge in ihrem Vortrag „Milchkuhfütterung im Wandel“ auf, wie sich die Fütterungskonzepte in der Milchviehhaltung in den letzten drei Jahren verändert haben. Prof. Dr. Torben Tiedemann widmete sich in seinem Vortrag der Frage, welche Erfolgsfaktoren in der Milchviehhaltung bestehen und insbesondere, ob gute Ergebnisse langfristig stabil sind. Zum Abschluss ging Prof. Dr. Holger Thiele auf die aktuelle EU-Diskussion zu „Unlauteren Handelspraktiken“ ein und welche Konsequenzen sich daraus für die Preisgestaltung in der Wertschöpfungskette für Milchprodukte ergeben könnten.
Parallel dazu standen in einem anderen Vortrag pflanzenbauliche Fragestellungen im Fokus. Prof. Dr. Kathrin Urban stellte die Frage, ob Integrierter Pflanzenschutz ein Konzept für die Zukunft sei. Die Ausführungen von Prof. Dr. Conrad Wiermann zeigten auf, dass es immer schwieriger wird, das Ertragspotenzial, das moderne Pflanzensorten bieten, in der Praxis umzusetzen. Ein Grund dafür ist auch die Veränderung der klimatischen Bedingungen, die Prof. Ute Kropf in ihrem Vortrag thematisierte
Das Osterrönfelder Agrarforum bewährte sich auch in 2025 als Dialogplattform. Landwirtinnen und Landwirte aus der Praxis diskutierten mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und dem Agri-Business. Der Dank der Veranstalter galt – neben den zahlreichen interessierten Besucherinnen und Besuchern auch den Unterstützern des Forums – DMK Group, Nordseemilch sowie dem Gütezeichen Schleswig-Holstein.

