In der letzten Woche erreichte uns die traurige Nachricht, dass Prof. Dr. phil. Rolf Schulmeister am 30. August 2025 nach langer und schwerer Krankheit gestorben ist.
Rolf Schulmeister studierte von 1963 bis 1969 Germanistik, Anglistik und Philosophie. Sein Studium schloss er 1969 mit einer Promotion zum Dr. phil. ab. Seit 1976 war er Professor an der Universität Hamburg, zunächst für Hochschuldidaktik mit dem Schwerpunkt Unterrichtstechnologie (Lehr- und Lernmethoden), anschließend mit dem Schwerpunkt Multimedia-Entwicklung und Multimedia-Didaktik. 1987 war er Mitbegründer des Instituts für Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser im Fachbereich Sprachwissenschaften. 1971 hat er das Interdisziplinäre Zentrum für Hochschuldidaktik (heute (HUL) gegründet und war seit 1990 geschäftsführender Direktor. Gleichzeitig war er seit 2005 für den Studiengang Master of Higher Education an der Universität Hamburg verantwortlich. Schulmeister war von 2006 bis 2012 Mitherausgeber der Zeitschrift für E-Learning.
Die im Bologna-Prozess eher hastige Umstellung auf das gestufte Bachelor-Master-System hatte viel Zeit und Kraft gefordert, war aber in zentralen Aspekten (Modulentwicklung, Kompetenzorientierung) oft stecken geblieben. Weiter ging sie zu Lasten von Praxisphasen (ehemals das Güte- und Qualitätsmerkmal der Fachhochschulen), andererseits zu Lasten von Kontakt- und Betreuungszeiten der Studierenden. Aus der Bezugsgröße Semesterwochenstunde (SWS) wurde der Credit Point. Alles, was durch SWS-Lehre nicht mehr abzubilden war, wurde durch die Blackbox „Selbstlernzeiten“ ersetzt. Durch Erhöhung dieser Selbstlernzeiten (zu Lasten von SWS) wurden die Ressourcen „geschaffen“, aus denen anschließend Masterstudiengänge generiert wurden.
Das ließ eine Überforderung durch enge Stundenpläne vermuten und wurde zum Anlass der studentischen Proteste und Demonstrationen in den Jahren 2009/10. Empört und solidarisch war Rolf Schulmeister seinerzeit mit den Protestierenden auf die Straße gegangen.
Im Anschluss leitete Rolf Schulmeister die ZEITLast-Studie, in dem u.a. die Selbstlernzeiten von Studierenden in BA-/MA-Studiengängen untersucht wurde. Die überraschenden Erkenntnisse dieser Untersuchung waren Anlass für die FH Kiel, Kontakt zu ihm aufzunehmen und seinen Rat zu suchen.
Dieser Bitte kam er seinerzeit spontan, unprätentiös und ohne Honorarinteressen nach. Auch fehlten aufgrund seiner intimen Kenntnis der bildungs- bzw. sozial- und wirtschaftspolitischen Geschichte der Fachhochschulen jegliche Berührungsängste. So hielt er Vorträge an der FH Kiel und unterstützte persönlich, kenntnisreich und zielführend mit seiner umfangreichen Antragserfahrung in verschiedenen Hochschulpakten. Auch nach schließlich erfolgter Mittelzuweisung an die FH Kiel ging sein Engagement in Beiräten wie z.B. MeQS I und II weiter, soweit es sein Gesundheitszustand zuließ.
Die Fachhochschule Kiel hat Professor Rolf Schulmeister viel zu verdanken. Er unterstützte die Idee eines Didaktik-Zentrums für die spezifischen Belange der Fachhochschulen in SH. Er war u.a. auch in dieser Hinsicht über die herausfordernden 2010er Folgejahre und nach seiner Pensionierung noch bis in die 2020er Jahre engagierter und kompetenter Begleiter und Berater. Unter anderem auch seinem Engagement ist die Schaffung des heutigen Zentrums für Lernen und Lehrentwicklung zu verdanken.
Unsere Begegnungen nach Eintritt in den Ruhestand auf beiden Seiten wurden seltener, waren aber immer herzlich und die Gespräche nie oberflächlich. Es tut weh, bestimmte Absichten nicht mehr fortsetzen zu können und es ist schmerzhaft, das Abschiednehmen nicht mehr möglich ist. Bei uns bleibt Traurigkeit über den Verlust eines lieben und feinen Menschen.
