Gruppenfoto© D. Haderup
Kanzlerin Dr. Anja Franke-Schwenk gemeinsam mit Markus Schack, Leiter des Zentrums für Kultur- und Wissenschaftskommunikation und Diana Haderup, Leiterin der Zentralbibliothek (v.l.n.r., alle FH Kiel) bei der Vertragsunterzeichnung in der UB Kiel.

Im Notfall füreinander da

von Felix Klein

Ein Horrorszenario: Die Bibliothek der Fachhochschule Kiel steht unter Wasser. Manche Bücher sind wahre Schätze und über 100 Jahre alt. Sie zu verlieren wäre ein großer Verlust. Natürlich besteht die Hoffnung, dass solch ein Szenario nie eintritt. Aber Ereignisse wie die Ostsee-Sturmflut im Jahr 2023 machen deutlich, dass man gut auf drohende Gefahren vorbereitet sein sollte. Wenn der Ernstfall eintritt, muss es schnell gehen, um die Kulturgüter zu retten.

Um auch auf Gefahren, die durch Brand, Unwetter oder technische Defekte entstehen, schnell reagieren zu können, haben verschiedene Institutionen Kiels einen Notfallverbund gegründet. Dazu zählen neben der FH Kiel auch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) Kiel, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, das Landesamt für Denkmalpflege SH, die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, die Muthesius Kunsthochschule, die ZBW Kiel und die Landeshauptstadt Kiel.

„Ziel des Verbundes ist es, sich im Falle eines Notfalls gegenseitig mit Personal und Material zu unterstützen“, erklärt Diana Haderup. Sie leitet die Zentralbibliothek der Hochschule. Im Falle der Zentralbibliothek können das zum Beispiel Notfallboxen sein, um „erste Hilfe“ für Bücher zu leisten. Darin finden sich Materialen wie Löschkarton, Druckverschlussbeutel oder Schutzkleidung. Es geht darum, schnell handeln zu können, um wichtiges Kulturgut zu retten. Aber nicht nur die Bibliotheken der FH Kiel sind in den Notfallverbund integriert, weiß Haderup: „Auch das Computermuseum, der Bunker-D und die Campuskunst sind Teil davon.“

Solche Notfallverbände gibt es seit 2004. Auslöser dafür war der Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Dort waren 196.000 Bücher untergebracht, wovon 50.000 Bände in Flammen aufgingen. 118.000 Bücher bargen die Verantwortlichen nur noch beschädigt. „Es war an der Zeit, dass auch in Kiel ein Verbund gegründet wurde“, kommentiert Haderup. Schleswig-Holstein war bis vor Kurzem neben Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland ohne eigene Notfallverbünde.

Der Vertrag wurde von den Kieler Einrichtungen am 10. Juni 2025 in der Universitätsbibliothek der CAU Kiel unterschrieben. „Jetzt existiert eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit weiteren Details beschäftigt“, sagt Haderup. Dazu gehört es auch, spezifische Notfallpläne zu erarbeiten oder einen Alarmierungsplan zu erstellen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Ernstfall nie Eintritt – aber wenn, ist man vorbereitet.

Mehr zum Thema erfahren Interessierte in der Ausstellung „Der Notfallverbund Kiel – Kulturgutschutz in Schleswig-Holstein“. Sie ist bis zum 6. September 2025 in der UB Kiel zu sehen und gibt Einblicke in die Arbeit des Verbunds, die beteiligten Einrichtungen und die vielfältigen Herausforderungen des Kulturgutschutzes.

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