Jasper Brechtefeld (23) und Iason Baxmann (24) studieren Medieningenieurwesen im fünften Semester an der Fachhochschule Kiel. Die beiden lernten sich im zweiten Semester während einer Gruppenarbeit kennen und merkten schnell, dass sie dieselbe Vision teilen: Sie wollten sich mit dem selbstständig machen, was ihnen Spaß bereitet. Nur ein Jahr später gründeten sie ihr eigenes Unternehmen, bfbm-solutions, das auf Digitalisierung und Prozessoptimierung spezialisiert ist.
Passion für Prozessoptimierung
Die Idee zu ihrem Unternehmen entstand, als das Gründerduo in einem Werkstudentenjob zusammenarbeitete. Für ein Gebäudeautomatisierungs-Unternehmen entwickelten sie eine Website und optimierten Prozesse – dabei merkten sie, wie viel Spaß ihnen besonders die Prozessoptimierung machte. So wuchs der Wunsch nach Selbstständigkeit. „Ich habe für mich entdeckt, dass mir die Selbstständigkeit ermöglicht, das zu machen, worauf ich wirklich Lust habe, worin meine Passion liegt“, erklärt Iason Baxmann, und Jasper Brechtefeld stimmt nickend zu. Mit einem Schmunzeln ergänzt er: „Ich finde den Gedanken attraktiv, mit 40 nicht meinen Chef fragen zu müssen, ob ich mir für den Geburtstag meiner Tochter frei nehmen kann, sondern das selbst zu entscheiden.“
Der Zeitpunkt schien perfekt: „Wir waren im vierten Semester und waren nicht darauf angewiesen, dass direkt alles rund läuft, und wir uns damit selbst finanzieren müssen“ erklärt Baxmann, der von seinen Eltern finanzielle Unterstützung erhält. „Außerdem hat man nie wieder so viel Zeit wie im Studium“, ergänzt Brechtefeld.
Gegründet haben die beiden ihr Unternehmen bfbm-solutions im Mai 2025. Der erste Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. Ein befreundeter Geschäftsführer wandte sich an das junge Start-up, weil er Unterstützung bei der Prozessoptimierung für die Verwaltung von Personaldaten benötigte. „Wir sind ins Gespräch gekommen, haben analysiert, wie sich die Idee umsetzen lässt – und dann einfach gestartet“, erzählt Baxmann. Das Projekt war ein voller Erfolg: Einen Prozess, der zuvor manuell durchgeführt wurde und mehrere Stunden in Anspruch nahm, hatten die beiden Jungunternehmer vollständig automatisiert.

Ein gutes Team
Im Gespräch wird schnell deutlich, wie unterschiedlich die beiden Gründer sind – und wie gut sie sich trotzdem ergänzen. „Mir macht die technische Arbeit in den Projekten enorm viel Spaß. Dafür habe ich weniger Freude an Backoffice-Aufgaben oder an der Kommunikation mit Kund*innen“, erklärt Baxmann, schaut zu Brechtefeld - Und schiebt nach: „Ich bin froh, Jasper an meiner Seite zu haben – im Kundenkontakt blühst du ja richtig auf, oder?“ Beide lachen. Brechtefeld stimmt zu: „Wir haben eine gute Arbeitsteilung, und ich kann mich zu 100 Prozent auf Iason verlassen.“ Besonders wichtig sei, so Brechtefeld, eine offene und ehrliche Kommunikation miteinander – und die Fähigkeit, auch nach Meinungsverschiedenheiten wieder gemeinsam weiterzumachen: „Man braucht einen Sparringspartner, der für dasselbe Ziel arbeitet und nicht nachtragend ist. Im Rahmen einer Gründung gerät man zwangsläufig mal aneinander – wenn man dann zwei Wochen beleidigt ist, funktioniert das einfach nicht.“ Das es bei den beiden funktioniert, hätte sie schon im Studium gemerkt: „Wenn der Rest der Gruppe versagt hat, Iason war noch da“, erinnert sich Jasper Brechtefeld.
„Wir haben uns ein dickes Fell zugelegt“
Zum Gründen gehören nicht nur Erfolge, sondern auch Rückschläge. „Womit wir umgehen lernen mussten, ist, dass wir am Anfang – egal, wer zu uns kam – total aufgeregt waren. Aber auf 20 Kund*innengespräche kommen vielleicht zwei, die wirklich Interesse zeigen, und am Ende bleibt oft nur ein Unternehmen übrig“, erklärt Brechtefeld. Am Anfang sei das frustrierend gewesen, gibt er zu: „Aber mittlerweile haben wir uns ein dickes Fell zugelegt.“ Neben Durchhaltevermögen braucht es in ihrer Arbeit aber auch Ehrlichkeit: „Viele Kund*innen haben überzogene Vorstellungen. Dann ist es unsere Aufgabe, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und ehrlich zu sagen: So, wie sie sich das vorstellen, ist es technisch einfach nicht möglich‘“, ergänzt Iason Baxmann.

Studium lehrt Handwerk
Das Studium an der FH Kiel sei eine gute Grundlage für eine Unternehmensgründung, erzählt Baxmann: „Wir hatten das Modul Projektmanagement und Unternehmensführung belegt. Und das hat uns gut auf die Selbstständigkeit vorbereitet.“ Brechtefeld ergänzt: „Vor dem Studium hatte ich, abseits meiner PlayStation, nicht viel mit Technik zu tun. Das Studium hat mir auf jeden Fall die Werkzeuge an die Hand gegeben, mich Selbstständigkeit zu machen.“
Kurz nach der Gründung wandten sich die beiden an das StartUp Office der FH Kiel und wurden dort motiviert, ihre Business-Idee zu konkretisieren und zu Papier zu bringen: „Wir haben uns vorher kaum Gedanken gemacht, wie man Marketing machen möchte. Wer sind eigentlich unsere Zielkunden? Sind es alle Unternehmen? Sind es spezielle Unternehmen? Welche Unternehmensgrößen? Und so was. Durch diesen Prozess hat uns das Office begleitet“, erzählt Brechtefeld. Auch bei weiteren Fragen standen die Ansprechpartnerinnen jederzeit zur Seite: „Es kamen immer vollumfängliche Antworten zurück und das hat uns auf jeden Fall geholfen. Wir hatten das Gefühl, mit ihnen haben wir einen Anker“, ergänzt Baxmann. Rückblickend hätten sich die beiden gewünscht, schon vor der Gründung vom StartUp Office erfahren zu haben: „Besonders zu Gründungsbeginn bietet das Office Unterstützung, die wir leider nicht wahrgenommen haben“, erzählt Baxmann. So hätten sie beispielsweise gute Chancen auf ein Gründungsstipendium gehabt – eine Förderung, die jedoch nur vor der offiziellen Gründung beantragt werden kann.
Das StartUp Office der FH Kiel begleitet junge Gründer*innen von der Idee bis zur Umsetzung – mit Beratung zu Entwicklung, Finanzierung und der Vernetzung mit passenden Partner*innen.
